Zum Hauptinhalt springen

Natürliche Verjüngungskur einer Rosskastanie

Geschrieben am .

Bäume verfügen über unterschiedliche Reaktions- und Fortpflanzungsstrategien. Mitunter gehen diese ineinander über – wie in diesem Fall bei einer Rosskastanie.

Die Architektur der Baumkronen folgt bestimmten Mustern, die genetisch festgelegt sind – den sogenannten Architekturmodellen. In Mitteleuropa lassen sich so Baumarten anhand ihrer Verzweigungsstruktur fünf typischen Modellen zuordnen (Roloff, 2023, S. 18 f.).

Manchmal wird dieses genetische Programm durch Umwelteinflüsse – meist negativer Art – erneut aktiviert. Dies geschieht, wenn der ursprüngliche Aufbau der Krone nicht mehr ausreicht, um auf äussere Veränderungen reagieren zu können. In solchen Fällen spricht man von sogenannten Reiterationen (= Wiederholungen). Dabei entstehen einzelne neue Äste, die oft allgemein als Wasserschosse oder Wasserreiser bezeichnet werden. Diese wiederholen über die Jahre hinweg das genetische Kronenmodell, sodass sich innerhalb eines Baumes gewissermassen kleine «Bäumchen» entwickeln können (Roloff, 2023, S. 21 f.).

Es werden verschiedene Reiterationstypen unterschieden. Bestimmt einer der auffälligsten ist der sogenannte Absenker. Dabei können weit ausladende Äste älterer Bäume durch ihr Eigengewicht den Boden berühren, dort Wurzeln schlagen und sich mit der Zeit aufrichten. So kann über die Jahre hinweg ein neuer Baum entstehen, der sich vom Mutterbaum löst und als rein vegetativ (ungeschlechtlich) vermehrter Nachkomme weiterlebt (Roloff, 2023, S. 26).

ROLOFF, A. (2023): Baumpflege. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer. ISBN 978-3-8186-2041-7