Bäume und Wasser – warum Jungbäume besonders empfindlich sind
Jungbäume müssen nach der Pflanzung über längere Zeit bewässert werden. Doch warum ist das so und weshalb kommen grössere Bäume oft besser mit Trockenheit zurecht?
Bäume und Wasser
Bäume benötigen Wasser. Dieser Tatsache sind sich wohl alle Menschen bewusst. Ohne Wasser können sie keine Photosynthese betreiben, kein CO₂ fixieren, keine Glucose aufbauen und folglich keinen Stoffwechsel betreiben.
Die Frage, wie viel Wasser ein Baum pro Tag benötigt, führt immer wieder zu Phantasiezahlen in den Medien und muss differenziert betrachtet werden. Der Verbrauch variiert unter anderem von Baumart zu Baumart, ist vom Bodenaufbau und natürlich von der Grösse des Baumes abhängig.
Als Faustregel geht man bei einer Kronenprojektionsfläche von 100 m² (ca. 11 m Kronendurchmesser) von rund 500 Litern pro Tag aus. Dabei ist jedoch zu beachten, dass es sich um den Verbrauch an einem Spitzentag handelt. Bei kurzzeitigen Trockenperioden verfügen die meisten Bäume zudem über Mechanismen – beispielsweise das Schliessen der wasserverdunstenden Spaltöffnungen auf der Blattunterseite – um ihren Wasserverbrauch zu reduzieren.
Während dieser Zeit können sie jedoch keine oder nur noch eingeschränkt Photosynthese betreiben, und auch der Stoffwechsel verlangsamt sich. Müssen die Bäume diesen Zustand über längere Zeit aufrechterhalten, entsteht ein immer stärkerer Unterdruck in den Zellen. Reisst dieser Wassersog, kollabiert das Wassertransportsystem und der Baum oder einzelne Baumteile sterben ab. Dass dieser Mechanismus von den Bäumen sogar noch aktiver herbeigeführt wird als bisher angenommen, hat eine neue Studie der Uni Basel herausgefunden (PETERS et al. 2025).
Jungbäume und Wasser
Gerade bei jungen Bäumen führt dieser Mechanismus schnell zu Problemen, da sie wachsen müssen und nur über wenig Reservestoffe verfügen. Zudem besitzen sie weniger leitfähige Gefässe, und der Verlust eines Astes oder Kronenbereichs hat natürlich deutlich stärkere Auswirkungen als bei einem grossen Baum.
Der grosse Unterschied zu etablierten Bäumen – und der Hauptgrund, warum Jungbäume regelmässig gewässert werden müssen – ist jedoch das kaum ausgeprägte Wurzelwerk. Bäume werden meist mit einem kompakten Wurzelballen geliefert und gepflanzt (vgl. Abb. unten). Dieser kompakte Wuchs wird durch die Umschulung in der Baumschule gezielt gefördert und erleichtert den Transport sowie die Pflanzung. Während ältere Bäume oft bereits einen grösseren Bodenbereich durchwurzelt und unter Umständen langfristige Wasserquellen erschlossen haben (z. B. Grundwasser), sind Jungbäume folglich auf Wasser im direkten Umfeld ihres Stammfusses angewiesen.

Was können wir tun?
Zwar geben Firmen oft eine gewisse Anwachsgarantie, und viele Gemeinden versuchen den Wasserbedarf mit unterschiedlichen Methoden zu decken – doch das wöchentliche, oder gar häufigere, Wässern während ausgeprägter Trockenperioden ist meist weder personell noch finanziell umsetzbar.
Einzelne Städte, wie beispielsweise Dresden, bitten deshalb mittlerweile auch die Bevölkerung um Unterstützung. Zeigen Jungbäume Symptome von Trockenstress (z. B. hängende Blätter oder abgestorbene Triebspitzen, vgl. Abb. unten), bleibt der Regen über Wochen aus oder sind die Böden bereits stark ausgetrocknet (Messnetz Bodenfeuchte Kt. Zürich, siehe Abb. unten), können exponierte Jungbäume durch zusätzliche Wassergaben sinnvoll unterstützt werden.
Dabei sind folgende Punkte zu beachten:
- lieber weniger oft, dafür durchdringend wässern
- langsam Wässern, damit das Wasser einsickern kann
- Am besten abends wässern, da Bäume ihren Wasserhaushalt überwiegend nachts auffüllen und weniger Wasser verdunstet



MITSCHERLICH, G. (1975): Wald, Wachstum und Umwelt
PETERS, R. et al. (2025): Uniform regulation of stomatal closure across temperate tree species to sustain nocturnal turgor and growth. In: Nature Plants. doi: 10.1038/s41477-025-01957-3