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Bäume und Überschüttung

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Bei Überschüttungen wird Material auf den Wurzelraum von Bäumen aufgetragen – mit meist weitreichenden Folgen.

Bäume reagieren unterschiedlich sensibel auf Veränderungen in ihrem Umfeld. Häufig unterschätzt werden dabei Überschüttungen im Wurzelraum – wohl auch deshalb, weil dabei keine offensichtlichen oder sichtbaren Schäden an den Wurzeln entstehen. Dennoch stellen sie oft, über kurz oder lang, ein Todesurteil dar.

Wie entstehen Überschüttungen?
In der Natur treten Überschüttungen vor allem in Flusslandschaften und Bergregionen auf. Entsprechend sind Baumarten aus diesen Lebensräumen – wie beispielsweise die Platane – meist weniger anfällig dafür. In urbanen Räumen hingegen entstehen sie meist im Zuge von Baumassnahmen, und zwar leider oft «nur» aus landschaftsarchitektonischen Gründen – etwa zur optischen oder raumgestaltenden Geländeanpassung (vgl. Abb. unten).

Wie erkennt man sie?
Im Zuge einer visuellen Baumkontrolle sind Überschüttungen, gerade bei älteren Bäumen, oft daran zu erkennen, dass die Wurzelanläufe fehlen und die Bäume wie ein Pfahl im Boden stecken. Kommen zusätzlich Rindenschäden, Pilzbefall und/oder Absterbeerscheinungen in der Krone hinzu (vgl. Abb. unten), ist Vorsicht geboten.

Was sind die Folgen?
Nach Lehrbuch unterscheidet man drei Wurzeltypen: Flach-, Herz- und Pfahlwurzler. Da die Böden im Siedlungsraum jedoch sehr heterogen sind, treten diese Formen ohnehin nur selten auf – was häufig zu einem allgemeinen Trugschluss führt. Zwar gibt es grundsätzliche Unterschiede im Wurzelwachstum, dennoch müssen alle Baumarten ein flaches Wurzelsystem direkt unter der Erdoberfläche ausbilden. Denn nur dort erhalten sie Wasser und Sauerstoff und können Kohlendioxid abgeben.

Wird dieser durchwurzelte Bodenbereich überschüttet – bei Buchen reichen bereits 1–2 Zentimeter aus (BALDER 1998, S. 106) – sterben die Wurzeln infolge von Sauerstoffmangel, mechanischem Druck oder durch das Absterben der ebenfalls empfindlichen Mykorrhizapilze ab (ROLOFF 2022, S. 149). Gelingt es dem Baum nicht, diese Wurzelverluste auszugleichen, oder entsteht zusätzlich eine Fäule am Stammfuss, kann er innerhalb weniger Jahre absterben (vgl. Abb. unten).

Doch auch Baumarten, die als überschüttungstolerant gelten, können trügerisch sein. Zwar sind sie eher in der Lage, mithilfe von Adventivwurzeln aus dem Wurzelhals oder Stamm das aufgeschüttete Substrat neu zu durchwurzeln und zeigen sich weniger anfällig gegenüber Fäulen am Stamm. Stirbt jedoch statisch relevantes Wurzelwerk infolge der Überschüttung ab – was durch die neu gebildeten Wurzeln kaum kompensiert werden kann –, kann dies fatale Auswirkungen auf die Standsicherheit der Bäume haben (BALDER 1998, S. 106 f.). In jedem Fall ist bei einer solchen Überschüttung eine eingehende Untersuchung und gegebenenfalls die Durchführung eines Zugversuchs angebracht.

BALDER, H. (1998): Die Wurzeln der Stadtbäume. Berlin: Parey Buchverlag
ROLOFF, A. (2022): Handbuch Baumdiagnostik. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer