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Die Rosskastanienminiermotte

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Die Raupen eines nur rund 3 mm grossen Falters sorgen in den Städten seit Jahrzehnten für rote Blätter und Köpfe. Doch weshalb eigentlich?

Rosskastanien gehören in vielen Städten nach den klassischen Baumarten wie Linden, Ahornen oder Eichen, noch immer zu den häufigsten Bäumen. Den grössten Teil davon macht die Gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) aus. Dieser einzige europäische Vertreter der Gattung Aesculus stammt ursprünglich aus einem relativ kleinen Areal im Balkan.

Ab dem 17. Jahrhundert setzte sie zum Siegeszug an und wurde in ganz Mittel- und Westeuropa zu einem beliebten Park- und Strassenbaum (ROLOFF 2002, S. 6). Gut 200 Jahre später machte es die Miniermotte ebenso und trat in den späten 1980er-Jahren erst in Osteuropa (ROLOFF 2002, S. 10) und ab 1998 (ANDERMATT 2025) schliesslich auch in der Schweiz auf.

Ging man anfangs noch davon aus, dass die Miniermotte monophag ist, also nur eine Art, in diesem Fall die Gewöhnliche Rosskastanie, befällt, zeigte sich mit der Zeit, dass auch andere Arten befallen werden. Die Gelbe Rosskastanie (Aesculus flava) jedoch deutlich weniger und die Fleischrote Rosskastanie (Aesculus × carnea) fast gar nicht; sie ist allerdings anfälliger für eine andere häufige Krankheit an Rosskastanien (KEHR 2021, S. 36).

Schadbild
Die Weibchen der Rosskastanienminiermotte legen ihre Eier auf die Oberseite der grossen Fiederblätter ab. Die Larven fressen sich direkt nach dem Schlüpfen unter die Blattepidermins und minieren während etwa drei Wochen. Dabei entsteht aus einem anfangs rundlichen Frassbild mit dem typischen Mittelflecke (siehe Bild unten rechts), mit der Zeit das charakteristische Schadbild: verfärbte, langgezogene Minen zwischen den Blattadern (siehe Bilder unten). Die Blätter verfärben sich meist vollständig, sterben ab und fallen vom Baum.

Folgen und Bekämpfungsmassnahmen
Bei starkem Befallsdruck und der Ausbildung von zwei bis drei Generationen können innert kurzer Zeit alle Blätter eines Baumes befallen werden und absterben (siehe Bild unten). Neben der ästhetischen Problematik ist vor allem die Einbusse bei der Photosyntheseleistung eine Folge des Befalls. Da der Befall jedoch stets von unten nach oben verläuft und das oberste Drittel der Krone für rund zwei Drittel der Photosyntheseleistung verantwortlich ist, sind Befälle für gesunde Bäume grundsätzlich unproblematisch (KEHR 2021, S. 37). Probleme entstehen jedoch, wenn die Bäume über Jahre stark befallen werden und/oder durch andere Krankheiten oder starker Wassermangel und Salzeinträge vorgeschwächt sind.

Die direkte Bekämpfung der Rosskastanienminiermotte ist aufwändig und teuer. Dazu können die Blätter mit Neem-Präparaten (ökologisches Pflanzenschutzmittel) besprüht oder die Bäume mittels Insektizid beimpft werden (gerade Letzteres kann im aktuellen Kontext der zunehmenden Forderungen nach einem Verzicht auf Pestizide in der Landwirtschaft durchaus kritisch betrachtet werden). Mit Ausnahme von prägenden Einzelbäumen oder deutlich vorgeschwächten Exemplaren kann man dies, aufgrund der begrenzten Schadwirkung, daher kaum rechtfertigen.

Indirekt kann man den Befall vor allem durch eine regelmässige Entnahme und bestenfalls Verbrennen des Falllaubes bekämpfen. Dadurch können die Bäume im Frühling nicht sofort durch die im Laub überwinternden Larven befallen werden. Zudem können natürliche Fressfeinde wie Meisen gefördert werden. Solange die Auswirkungen des Befalls unklar sind, sollte zudem, vor allem an Extremstandorten, bis auf Weiteres auf den Einsatz von Rosskastanien verzichtet werden.

ANDERMATT (2025): https://www.biocontrol.ch/de-ch/einsatzbereiche/gartenbau/kastanienminiermotte
KEHR, R. (2021): Skript zur Lehrveranstaltung im Masterstudiengang Urbanes Baum- und Waldmanagement. HAWK, Göttingen
ROLOFF, A. (2002): Enzyklopädie der Holzgewächse