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Eingehende Untersuchung mittels Bohrwiderstandsmessung

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Die Rosskastanie wies einen alten Schaden und Befall durch den Brandkrustenpilz (Kretzschmaria deusta) auf. Dieser schien jedoch bereits älter und hauptsächlich auf den bereits zersetzten Stammbereich begrenzt zu sein. Zudem wies der Baum ein gutes Kompensationswachstum und intakte Wurzelanläufe auf.

Um eine Einschätzung zur Bruchsicherheit sowie zur vertikalen Ausbreitung der Fäule treffen zu können, wurde eine Bohrwiderstandsmessung am Stammfuss sowie am schmalsten Bereich des Stammes mit dem stärksten Hohlklang in 80 cm Höhe durchgeführt.

Resistograph. Grafik: Eigene Aufnahme

Dazu wird mit einem eigens dafür entwickelten Gerät eine feine, am Kopf 3 mm breite Nadel in den Holzkörper getrieben, welche den Widerstand im Verlauf aufzeigt. Dabei werden zwei Bohrkurven aufgezeichnet (siehe Abb. 2). Die blaue «Vorschubkurve» misst die Kraft, welche das Gerät benötigt, um die Nadel weiter in den Körper zu treiben. Die grüne «Bohrwiderstandskurve» misst die Kraftaufwendung bei der Drehung der Nadel. Wird eine Faulstelle erreicht, bricht die blaue Kurve zusammen, da kaum mehr Vorschubkraft benötigt wird. Je länger die Messung durch intaktes Holz geht, desto höher ist jedoch der Bohrwiderstand, welcher sich dann auf einem entsprechend höheren Niveau einpendelt.

Die Bohrwiderstandmessung ist eine verhältnismässig günstige Methode, die einen Blick in den Baum erlaubt. Dies jedoch nur sehr lokal, ausser man führt auf einer Ebene eine Vielzahl von Messungen durch. Dies wäre jedoch kaum baumdienlich, da mit jeder Messung eine Eintrittspforte für Baumpathogene entsteht. Da diese jedoch sehr klein ist, dürfte der gemässigte Einsatz von Bohrwiderstandsmessungen den Baum in keinem unvertretbaren Masse schaden (vgl. RUST 2023, S. 232).

Mess und Objektdaten Bohrwiderstandsmessung
Messergebnis einer Bohrwiderstandsmessung. Grafik: Eigene Darstellung

Im vorliegenden Fall waren die Ergebnisse im Stammfussbereich unbedenklich, was wohl dem guten Kompensationswachstum geschuldet ist. Im oberen Bereich ist ersichtlich, dass sich die Fäule sowohl vertikal als auch horizontal stark ausgebreitet hat. Es sind noch rund 8 cm intaktes Holz vorhanden, welches, abgeleitet vom starken Ausschlag vor der Faulstelle, jedoch gut abgegrenzt zu sein scheint. Aufgrund des gedrungenen Wuchses des Baumes kann dieser daher vorerst als bruchsicher eingestuft werden.

RUST, S. (2023): In A. Roloff (Hrsg.). Baumpflege. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer