Zum Hauptinhalt springen

Sonnenbrand an Jungbäumen – oft ein Totalschaden

Geschrieben am .

Junge Bäume sind anfällig für Sonnenbrand. Stirbt die Rinde grossflächig ab, können sich die Bäume kaum noch weiterentwickeln und sterben oft ab.

In Baumschulen werden Jungbäume meist sehr dicht nebeneinander aufgezogen. Nach der Pflanzung an ihren endgültigen Standort verändern sich die Lichtverhältnisse häufig drastisch. Dadurch sind die Bäume besonders gefährdet, Sonnenbrand zu erleiden. Vor allem dünnrindige Baumarten wie Buche oder Ahorn sind sehr anfällig.

Die Rinde hat grundsätzlich die Aufgabe, den Baum vor Strahlung und mechanischen Schäden zu schützen. Wenn ein Baum jedoch noch keinen ausreichenden Schutz entwickeln konnte – oder musste (Stichwort Baumschule) – und die Sonne im Herbst oder Frühling zur Mittagszeit schräg auf den Stamm trifft, können Temperaturen von über 45 °C unter der Rinde entstehen. Diese Hitze kann die Rinde stark schädigen. Die Schäden treten überwiegend auf der Süd- bis Südwestseite des Stammes auf. (vgl. ROLOFF 2022, S. 57)

Aus diesem Grund wird heute empfohlen, alle Jungbäume – mit Ausnahme der Birke – durch Stammschutzmassnahmen zu schützen, sofern sie starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind (STOBBE et al. 2008, S. 6). Dieser Stammschutz sollte mindestens fünf Jahre am Baum verbleiben (STOBBE et al. 2008, S. 8). Zur Anwendung kommen Materialien wie Schilfrohrmatten, Kokosmatten oder spezielle Stammanstriche. Diese Varianten haben jeweils Vor- und Nachteile.

Heutzutage wird häufig ein Stammanstrich verwendet. Studien haben gezeigt, dass er durch seine reflektierende Wirkung – inspiriert vom natürlichen Schutzmechanismus der Birke – besonders effektiv ist. Gleichzeitig kann sich der Baum durch das Dickenwachstum an die neuen Bedingungen anpassen, ohne dass Material zurückbleibt, das später entfernt werden muss.

Im vorliegenden Fall wurde vermutlich gar kein Stammschutz angebracht, weshalb die Rinde am gesamten Stamm bis in die oberen Kronenbereiche grossflächig abgestorben ist (siehe Abbildungen unten). Hinzu kamen wahrscheinlich auch Trockenstress und schlechte Standortbedingungen durch kleinen Wurzelraum direkt an einer Hauptstrasse.

Der Schaden ist schon einige Jahre alt, die Rinde hat sich ungefähr um den halben Stamm schon komplett abgelöst und auch der Holzkörper weist bereits eine umfassende Fäule auf (siehe Abbildungen unten).

Trotzdem zeigt sich die Robinie bemerkenswert widerstandsfähig und kann als mehr oder weniger vital eingeschätzt werden – erkennbar an den Zuwachstrieben in der Oberkrone sowie am deutlich ausgeprägten Überwallungswulst (siehe Abbildung unten rechts). Ein klassisches Beispiel dafür, dass Verkehrssicherheit und Vitalität nur bedingt miteinander zusammenhängen.

Dennoch weist der Baum in diesem Fall kein Entwicklungspotenzial mehr auf. Die Wunde ist so gross, dass eine vollständige Überwallung kaum mehr möglich ist, bevor die Verkehrssicherheit erheblich beeinträchtigt wird. Zudem ist der gesamte Kronenbereich bereits stark geschädigt.

Falls standorttechnisch möglich, kann ein solcher Baum aber, nach einem entsprechenden Sicherungsschnitt, durchaus noch länger als stehendes Totholz erhalten bleiben.

ROLOFF, A. (2022): Handbuch Baumdiagnostik. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer
STOBBE, H. et al. (2008): Stammschutz an Jungbäumen – Stand des Wissens. In: ProBaum 3(8).