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Stockholmer Modell – Wichtiger Beitrag zur Schwammstadt

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Die Schwammstadt ist derzeit in aller Munde. Mit dem Stockholmer Modell oder ähnlichen Ansätzen kann ein wichtiger Beitrag dazu geleistet werden, während gleichzeitig die Qualität des Wurzelraums der Bäume deutlich verbessert wird.

Anfang der 2000er-Jahre zeigte eine Gesamtbeurteilung der Stockholmer Strassenbäume, dass zwei Drittel abgängig waren. Als Hauptprobleme wurden der versiegelte, verdichtete und viel zu kleine Wurzelraum der Bäume identifiziert. Dies veranlasste die verantwortlichen Personen, nach geeigneten Lösungen zu suchen. Das Ziel war es, einen Wurzelraum zu entwickeln, der gleichzeitig überbaubar, grossräumiger, hochqualitativ sowie strukturstabil und somit unverdichtbar ist.

Diese Problemfelder sind typisch für Strassenbäume. Zwischen Strassen, Trottoirs und Parkplätzen bleibt kaum mehr Platz. Hinzu kommen im Untergrund Werkleitungen und andere Bauwerke. Als Mindestziel gelten heute 12 m³ durchwurzelbarer Raum pro Baum, tatsächlich werden jedoch meist nur 5 bis 10 m³ erreicht. Ein Vergleich dieser Zahlen mit der Abbildung unten verdeutlicht die Diskrepanz zwischen den tatsächlichen und den Idealwerten und warum viele Strassenbäume unter den aktuellen Bedingungen leiden.
Als Richtwert für eine baumfreundliche Wurzelraumgrösse hat sich zunehmend die Faustformel nach BAKKER (1983) etabliert, wonach ein Baum für gesundes Wachstum pro m² Kronenschirmfläche 0.75 m³ Wurzelraum benötigt (siehe Abbildung unten). Bei einem ausgewachsenen Grossbaum mit 20 m Kronendurchmesser entspräche dies einem Wurzelraum von rund 240 m³ – also ungefähr dem 30-Fachen des heutigen Durchschnitts.

Ungefähr benötigter Wurzelraum im Verhältnis zu Baumgrösse und Alter. Grafik: C. Bennerscheidt

Die Stockholmer Lösung will diesem Umstand Rechnung tragen und ist dabei so einfach wie zielführend. Die Stadt ist auf Granit gebaut, weshalb bei Baumassnahmen oft tonnenweise Gestein abgeführt werden muss. Dieser Grobschotter (100/150) wird als Grundgerüst genutzt. Nach dem Aushub des zukünftigen Wurzelraums wird der Granit schichtweise in den Boden eingebaut und vollständig verdichtet. Dadurch wird der Untergrund komplett tragfähig und kann auch von schweren Fahrzeugen befahren werden, wie eine Untersuchung im Jahr 2014 gezeigt hat (STOCKHOLMS STAD 2017, S. 2). Nach dem Einbau einer solchen Granitschicht (jeweils 30 cm) wird das Substrat in die Hohlräume eingeschlämmt. Durch die Vorverdichtung des Grobschotters bleibt dieses Substrat langfristig vor jeglicher Verdichtung geschützt. Somit wird der Wurzelraum sowohl teilweise entsiegelt (beispielsweise durchlässige Parkflächen zwischen den Bäumen), deutlich vergrössert und vor Verdichtung geschützt.

Dass es für eine nachhaltige Verbesserung der Stadtbäume nicht nur in Stockholm ganzheitliche Lösungsansätze braucht, liegt auf der Hand. Aktuell versuchen sich auch einige (Gross-)Städte an ähnlichen Ansätzen. Auf jeden Fall leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Schwammstadt-Prinzip und verbessern gleichzeitig das Baumumfeld – sofern sie gut umgesetzt werden. Zielführend hierfür sind ganzheitliche Baumkonzepte.

BAKKER, J. W., (1983). Growing site and water supply of street trees. Groen, 39, 6, 205-207.
STOCKHOLMS STAD (2017): Plant beds in Stockholm city – a handbook 2017